Dienstag, 16. Oktober 2007

Kleine und große Wunder...


Immer wieder wird mir bewusst, wie viele wunderbare Menschen mir Gott hier zur Seite stellt! Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar!
In der Gemeinde gibt es einen Mann, der es sich zur "Aufgabe" gemacht hat mir jeden Sonntag ein bisschen Japanisch beizubringen. Angefangen hat er mit den Zahlen bis 5. Und dann ging es jede Woche ein bisscen weiter. Mehr Zahlen, Farben und Körperteile.
Er spricht fast nur Japanisch mit mir und ich frage ihm (meistens auf Englisch oder einem Mix aus Japanisch und Englisch) Löcher in den Bauch. Eine sehr lustige Kombination aber irgendwie klappt es und früher oder später verstehen wir uns immer.


Als wir nach Utsumi gefahren sind standen wir auf einmal an einem Bahnhof und wussten nicht mehr welchen Zug wir nehmen sollten. Wir waren schon so weit, dass wir uns nicht mehr wirklich auskannten.
Pötzlich hat uns ein Bahnangestellter aus heiterem Himmel auf Englisch (!) angesprochen (es ist schon so schwer genug jemanden zu finden, der sich traut einem auf Englisch weiterzuhelfen - aber das man von jemandem angesprochen wird kommt noch seltener vor!) und gefragt ob er uns weiterhelfen könnte.

In einer anderen Situation sollte ich zu einem der Missionare kommen. Da ich eigentlich wusste wo sie wohnt habe ich bei der Wegbeschreibung nicht so ganz 100%-ig zugehört. Naja, ich bin also vom Bahnhof (normalerweise bin ich immer mit dem Fahrrad hingefahren) losgelaufen und wusste nach einiger Zeit, dass ich zwar in die richtige Richtung, aber definitiv zu weit, gelaufen war.
Dem nächsten Japaner, der mir zu Fuß entgegen kam habe ich den Zettel mit der Adresse unter die Nase gehalten und gefragt ob er wüsste wie ich dort hin komme. Er wusste es nicht, hat sich aber trotzdem sehr viel Mühe gegeben mir trotzdem irgendwie zu helfen. Also sind wir ca. 15 Minuten in der Gegend rumgetappt bis ich mich irgendwann bei ihm bedankt und verabschiedet habe (sonst hätte er sich verpflichtet gefühlt auch noch eine weitere Stunde mit mir im Kreis rumzulaufen).
Und auf einmal sehe ich ein großes Geschäft, in dem ich in den ersten Tagen hier in einmal kurz mit einem Missionar gewesen bin. Und dadurch habe ich dann relativ einfach den Weg gefunden.


Daran habe ich mal wieder gesehen, wie genial sich Gott um mich kümmert!
Manchmal bekommen wir seine Hilfe "einfach so" wie dieser Mann, der einfach auf uns zukam und uns von sich aus die Hilfe angeboten hat, die wir gerade brauchten.
Und dann wiederum, in anderen Situationen, gibt er uns nicht die "Lösung"/ Hilfe, die wir uns vielleicht erhofft haben. Aber er gibt uns trotzdem das, was wir in dem Moment brauchen!
Dieser andere Japaner konnte mir nicht den Weg zeigen oder erklären - aber er hat mich (auch wenn er das nicht wusste) zu einem Platz gebracht, von dem aus ich dann alleine den Weg gefunden habe. Einen Platz, den ich wiedererkannt habe und mich wieder orientieren konnte.

Montag, 15. Oktober 2007

neue Bilder

Japan 3

Freitag, 12. Oktober 2007

Meine erste Begegnung mit der Polizei (Mittwoch 3.10.)



Hanna und ich waren nichts ahnend mit den Fahrrädern auf dem Weg zu Marlene (da es ihr Geburtstag war) und wollten vorher noch schnell bei einem Geschäft vorbei um was für meine Klasse zu kopieren.
Da ich bemerkt hatte, dass die Polizei hinter uns war bin ich extra nicht einfach so abgebogen sondern auf einen Parkplatz gefahren (um abzusteigen und das Rad über den Fußweg über die Straße zu schieben).
Kaum waren wir auf dem Parkplatz kam auch schon das Polizeiauto abgebogen, zwei Polizisten stiegen aus, die auch prompt zu uns rüber kamen und uns auf Japanisch ansprachen.
Wir haben zuerst nicht verstanden was sie von uns wollten.

Als wir der Polizei dann verrieten, dass wir aus Deutschland sind war die Reaktion des einen Polzisten „Oh Deutschland, da lebt meine Schwester auch. Sie wohnt in „Freiuburgu“ (also Freiburg).

Sie stellten weiter Fragen, von denen wir nur sehr wenig verstanden, da sie kaum Englisch und wir nur sehr wenig Japanisch konnten. Nach einiger Zeit waren wir so weit, dass es wohl irgendwie um die Fahrräder ging. Sie wollten irgendwelche „Security Nummern“ von uns wissen, fragten woher wir die Fahrräder haben und wollten unsere Ausweise sehen.
Als die Polizisten „Passport“ lasen waren sie sehr erleichtert.
Sie haben dann auch gleich ganz fleißig so ziemlich jede Nummer, die sie irgendwo auf meinem Pass gefunden haben, über Funk weitergegeben.
Also wir ihnen dann erzählten, dass wir als freiwillige Helfer in der Kirche für ein Jahr in Japan sind, sie unsere Adresse notiert hatten, Hanna ihren Nachnamen auch in Hiragana aufgeschrieben und wir ihnen erklärt hatten, dass die Fahrräder ein „Geschenk“ der Missionsgesellschaft seinen durften wir dann 15 Minuten später weiterfahren.

Alles in allem hatten wir (je länger die ganze Angelegenheit dauerte) immer stärker das Gefühl, dass den beiden einfach ein bisschen langweilig war. Und die Tatsache dass Gaijins (wie Ausländer hier genannt werden) nicht mit den neusten Fahrrädern rumfahren hat sie wohl doch überrascht.

Allerdings wollten wir dann nicht drauf verzichten auch noch unseren Spaß zu haben und haben kurzer Hand gefragt, ob wir noch ein Foto machen dürfen … da haben sie sich gefreut.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Jugendveranstaltungin Nagoya (am 24.09.)


Am Montag (24.09) fand eine überkonfessionelle Jugendveranstaltung in Nagoya statt. Als ich mich entschieden habe mitzufahren wusste ich nicht so wirklich was mich erwarten würde außer dass es eben eine überkonfessionelle Jugendveranstaltung mit einer der bekanntesten christlichen Sängerinnen Japans, einem sehr guten und bekannten Evangelisten und einfach eine tolle Veranstaltung sein sollte.

Die Musik von Migiwa (der Sängerin) war nicht schlecht (hat mich aber ehrlich gesagt nicht vom Hocker gerissen). Was mich sehr angesprochen und bewegt hat war das, was sie zwischen den Liedern gesagt und von ihrem Leben erzählt hat!
Sie hat berichtet dass sie schon immer sehr schüchtern und scheu war und es auch heute immer noch ist (und trotzdem steht sie heute als eine sehr bekannte Musikerin ständig vor großen Menschenmengen auf der Bühne!).

In ihrer Kindheit hat sie sich immer mehr zurückgezogen, irgendwann hat sie die Schule abgebrochen, hatte kaum noch Kontakt zur Außenwelt und hat wohl einige Male mit dem Gedanken gespielt sich das Leben zu nehmen.
Durch Jesaja 43,4 „Weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe.“ hat sich dann ihr Leben verändert. Dieser Vers und seine Aussage, dass sie Gott so wichtig ist und dass sie Wert hat, hat sie tief berührt. Sie ist Christin geworden, hat ein Selbstwertgefühl entwickeln können und hat es geschafft der, sie bis dahin bestimmenden, Zurückgezogenheit zu entfliehen.

Solche Menschen (wie Migiwa in ihrer Kindheit/ Jugend) nennt man hier in Japan „Hikikomori“ (Menschen die sich in ihren Zimmern einschließen und aus der Gesellschaft zurückziehen). Dieses Phänomen ist ein großes Problem: nach Schätzungen gibt es in Japan über 1 Millionen solcher Hikikomoris – es sind also nicht nur einzelne (was auch schlimm wäre) sondern wirklich ein verbreitetes Phänomen besonders unter Jugendlichen!

Noch mal eine andere Dimension bekommt das ganze, wenn man gesagt bekommt, dass vermutlich in jeder Schulklasse ein solcher Hikikomori ist, und dass Menschen die man hier in Japan kennen lernt einmal Hikikomoris waren. Andere kommen auf einmal nicht mehr und es liegt sehr nahe, dass auch sie sich zurückziehen und den Kontakt abbrechen.

An dieser Stelle wird (in meinen Augen) wieder einmal sehr deutlich welch eine geistliche Armut in diesem Land herrscht. Mich persönlich macht es sehr traurig zu sehen, wie sehr viele Menschen hier unter dem Druck der Gesellschaft (nach dem Motto „du bist so viel wie du leistest“) leiden. Die meisten haben eine sehr gute Bildung, allerdings kommt es mir so vor, als ob dafür die Entwicklung zu einer gesunden Persönlichkeit des Individuums oftmals auf der Strecke bleibt.

Ich kann mich alleine verständigen!


Heute Morgen bin ich mit dem Rad zu unserem „Gemüse-Fritzen“ gefahren.
Was mich sehr begeistert hat: ich habe mich komplett auf Japanisch mit ihm verständigt! Es waren bei Weitem keine komplizierten Dinge, die ich gesagt habe, aber es war alles Japanisch und er hat mich verstanden und ich habe ihn verstanden 

Auf dem Rückweg habe ich auf der Straße eine Frau mit ihrem kleinen Sohn gesehen. Da wir gebeten worden sind Marlene ein paar Bilder von japanischen Kindern zu geben, habe ich angehalten und die Frau gefragt ob ich ein Foto von ihrem Sohn machen darf.
Sie hat sich gefreut, ich durfte ein paar Bilder machen und sie hat weiter auf Japanisch mit mir gesprochen (was mich sehr gefreut hat – bisher bin ich nämlich in der Regel spätestens nach dem ersten Wort, was ich gesagt habe, auf Englisch gefragt worden wo ich denn herkomme).
Relativ schnell musste ich ihr dann sagen, dass ich kaum Japanisch spreche und dann ging die Unterhaltung auf Jenglisch (also einem Gemisch aus Japanisch und Englisch) weiter – was auch sehr lustig war.
Aber wir haben uns verstanden! Und bestimmt 10 Minuten miteinander geredet!